Das Badezimmer von heute möchte kein Raum mit monoton gefliesten Wänden und einem Waschtisch vom Baumarkt...
Shabby Chic Stil – ein charmanter Wohntrend
Der nostalgische Shabby Chic Stil und Jeans, das bekannteste Kleidungsstück aller Zeiten, haben eins gemeinsam. Die englische Stylistin und Designerin Rachel Ashwell erläutert ganz charmant die Gemeinsamkeit zwischen Jeans und Shabby Chic. Sie gab dem Trend, der seit den 80-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts unzählige Fans fand, einen Namen.
Die Heimat des romantischen Wohnstils ist Großbritannien. Ein bisschen Kritik gehörte zu der Geburtsstunde des Shabby Chic. Auf den britischen Inseln begannen Künstler und Bohemiens ihren Unmut gegen den opulenten viktorianischen Einrichtungsstil der englischen oberen Mittelklasse zu äußern. Sie entdeckten Landhäuser des ärmeren Adels. Der Stil alter Landsitze mit den verblichenen Chintzstühlen und fadenscheinigen Vorhängen wurde schnell zur Inspiration in London. Ganz schnell kamen weitere Einflüsse aus Frankreich, Schweden und den amerikanischen Shakern dazu. Der heutige Shabby Chic Stil stellt das Gegenteil zum puristisch-modernen und kühlen Wohnstil der englischen oberen Mittelschicht dar.
Buchstäblich bedeutet Shabby Chic (Englisch) schäbiger Schick, abgetragener Luxus oder heruntergekommene Eleganz. Wobei es sich genau genommen nicht um altmodische, möglicherweise billige Einrichtung handelt. Vielmehr werden Erbstücke und Flohmarktmöbel mit Do-it-yourself-Kreationen gekonnt zusammengestellt.
Rachel Ashwell mit einer Schwäche zu Flohmarkt-Schätzen perfektionierte den Wohntraum in romantischen Pastelltönen. Sie eröffnete neue Läden mit ländlich-nostalgischen oder vintage-charmanten Möbeln und Dekorationen. In ihrem ersten Geschäft in Santa Monica (Kalifornien, USA) handelte sie noch mit originalen Fundsachen aus den Flohmärkten. Als Teilhaberin der Firma Shabby Chic Brand LCC in Culver City, Californien, gehören ihr einige Labels. Der Begriff Shabby Chic als Warenzeichen wurde von Shabby Chic Brand LCC als Markenzeichen geschützt.
Wir kommen auf die anfangs gestellte Frage zurück, was der Shabby Chic Stil mit den berühmten Jeans-Hosen gemeinsam hat, bis auf die künstlich herbeigeführte Gebrauchs- und Abnutzungsspuren.
Die Firma Shabby Chic Brand LCC klärt das Prinzip wie folgt: Die Ästhetik der Jeans wird auf den Wohnbereich und Wohnstil übertragen. Eigenschaften wie die Schönheit des Unperfekten, die Einfachheit der alten Sachen, der Charme der Lackfehlstellen und die Behaglichkeit des einfachen praktischen Lebens sollten im Shabby Chic wiedergefunden werden. Das ist so wie mit den verwaschenen Lieblingsjeans, einer eleganten verfallenen Villa in Italien oder Omas Porzellan mit feinen aber falsch aufgeklebten Blumenmustern. Die Firmenphilosophie von Brand LCC besagt mehr: Es geht um die wiederbelebte Wertschätzung von abgenutzten und gebrauchten Gegenständen, um den Respekt vor der natürlichen Entwicklung sowie die Beachtung des Einfachen und Fühlbaren.
Shabby Chic Stil – andere Gemütlichkeit nicht für Perfektionisten
Heute ist Shabby Chic Stil für viele Menschen eine Lebensart geworden, Flohmarkt-Charme nicht für Perfektionisten. Es ist die Liebe fürs Detail und für das Unvollkommene, über die sich Shabby Chic definiert.
Wer ein Faible für Shabby Chic hat, wird bei all den unzähligen Gestaltungsmöglichkeiten, die dieser Einrichtungsstil anbietet und mit ein wenig handwerklichem Geschick viel Spaß haben und wirklich etwas Einmaliges erschaffen können. Jeder von uns hat selbst ein paar ausrangierte Schätze zuhause stehen. Viele Shabbychic-Verliebte sind in alten Stuben in Gutshäusern und auf Dachböden aus Großmutters Zeiten auf der Suche nach diesen kostbaren Schätzen, die jedoch immer rarer werden. Mit ein wenig Glück stöbert man echte Schätze auf diversen Antik- und Flohmärkten auf und gibt man ihnen ein neues Leben.
Ein Möbelstück wird aufbereitet bzw. restauriert. Mit Schleifpapier und etwas Farbe lassen sich Möbel im Shabby Chic Stil selbser machen. Wer jedoch glaubt, alte Stühle oder Kommoden mit ein paar Pinselstrichen in begehrte Nostalgiestücke verwandeln zu können, wird ein wenig enttäuscht sein. Es bedarf ein wenig Handgeschickt und Zeit, um dem Flohmarktstück den schmucken gewischten Look zu verpassen.
Am fertigen Möbelstück bleiben natürliche oder künstlich herbeigeführte Zeitspuren wie scheinbar rustikales Holz oder abgeplatzter Lack zu erkennen. Das ist gewollt, denn man darf und soll den Möbeln ihre Vergangenheit ansehen. Die bereits verblichenen Farben und die winzigen Rissen spiegeln den Geist vergangener Zeiten wider und zeugen von Authentizität. Ein Besuch in einem Antiquitätenladen lohnt sich auf jeden Fall. Stunden kann man dort stöbern und mit ein wenig Fantasie jedem einzelnen Antikmöbel seine eigene Geschichte entlocken.
Als der Einrichtungsstil noch nicht so populär war, wurden die alten Möbel in kleinen Manufakturen aufgearbeitet. Als diese irgendwann nicht mehr aufzutreiben waren, ähnlich wie bei alten Bauernmöbeln aus dem 19. Jahrhundert, übernahmen große Gewerbebetriebe die Herstellung dieser Produkte. Neben den liebevoll in Handarbeit angefertigten bestickten Stoffservietten, polierten Geschenkartikeln, lackierten Kerzenhaltern oder präparierten rostigen Gießkannen mit ihren Ecken und Kanten und Abnutzungsspuren sind viele Accessoires im French Country Style und Vintage-Look oft industrielle Serien-Anfertigungen und nostalgische Reproduktionen. Das eigentliche Flair bleibt dabei oft auf der Strecke.
Beliebteste Motive des Shabby Chic Style
Flohmarkt-Schätze, Selbstgemachtes und Antiquitäten vermischen sich zu Shabby Chic. Es sind jedoch vordergründig natürliche Materialien, die genutzt werden. Dominierende Töne sind zarte, überwiegend matte Farben.
Shabby Chic wird gern in Weiß zelebriert: etwas Gehäkeltes, ein wenig Spitze und ein Möbelstück aus Massivholz mit ganz viel Charakter – ein klares Statement für Natur, Unschuld und Inspiration. Für viele ist Weiß die wunderschönste aller Farben. Das natürliche Weiß der Pflanzen oder dekorative Stimmungsmacher wie weiße leinenartige Textilien mit verblichenen Schriften geben Kraft und Ruhe und heilten die Seele.
Es werden nach Herzenslust gesammelte authentische Einzelgegenstände neben neuen Sachen mit Gebrauchsspuren, die natürlicher Natur sind oder künstlich provoziert wurden. Exemplarisch können Schönheitsfehlern wie Kratzer anstatt glattpolierter Oberflächen oder ausgeblichene Blumenmuster genannt werden.
Die Innenarchitektin und Erfinderin dieser Stilrichtung Rachel Ashwell nennt selbst drei wichtigste Grundpfeiler für den Shabby Chic Stil: einen Kronleuchter, der gleichzeitig glamourös und romantisch wirkt. Ein Sofa in Pastellfarben und in Vintage Stil. Gemütliche Kissen dürfen nicht fehlen. Und anschließend frische Schnittblumen, die für etwas Lebendiges im Raum sorgen.
Darüber hinaus wird nicht selten alte Symbolik aus den feudalen Zeiten verwendet. Hier kommen Wappenelemente und Kronen zum Einsatz. Sie verleihen den Produkten Alter und Ehrwürdigkeit.
Es sind Einflüsse aus verschiedenen Kulturen und Ländern, die den Shabby Chic Stil prägen: Elegante toskanische Villen und französische Chateaus, Elemente des skandinavischen Landhausstils und des englischen Cottages.
Shabby Chic Guide im schnellen Überblick
Farben: zarte, überwiegend matte Farbtöne, vorrangig weiße Holzmöbel, pastellfarbene Gegenstände, Creme und Beige an den Wänden, zartes Rosa, weiches Gelb, helles Grün und Violett, Himmelblau und Türkis, helle Stoffe; stärkere und dunklere Farben sowie Gold und Silber – nur vereinzelt als Akzent, schimmernde Accessoires; keine schrillen Töne; knallige Töne sucht man im Shabby Chic vergebens.
Stoffe: natürliche Materialien wie Leder und weiche Baumwolle, leinenartige Stoffe, Samt, Seide und Satin, Spitze in Altweiß, Strick und Gehäkeltes, Tüllakzente und Rüschen.
Muster: kurz gesagt, hat das Muster eine Geschichte, dann passt es; Drucke aus dem 18./19. Jahrhundert wie Paisley und Toile-de-Jouy, zarte florale Designs, vornehmlich Rosendrucke, Vogelmotive, Ranken, Blütenmotive, Ornamentik traditioneller Kelims, ausgewaschene Blockstreifen, Punkte und Karos, Motive aus Flora und Fauna, Ornamente. Erlaubt sind alle Motive, solange sie sich farblich ins Gesamtkonzept fügen.
Materialen: gekalktes Holz mit Altersspuren, Treibholz, Weidengeflecht, mattes, abgegriffenes Metall, in die Jahre gekommenes Leder oder Leinen, graviertes oder mundgeblasenes Kristallglas, Keramik, Papiertapeten mit romantischen Blumendekoren, Bauernsilber, antikes Porzellan, natürliche Accessoires wie Muscheln und Federn; Im Shabby Chic steht die Liebe zum Detail im Vordergrund sowie die Schönheit des Unvollkommenen. Deshalb sind Einzelstücke aus Metall, Tüll oder Kunststoff erlaubt und werden unkonventionell mit Naturmaterialien kombiniert.
Motive: Fliederblüten, Pfingstrosen, Kristallleuchter, silberne Vasen, scheinbar unbehandeltes sowie gekalktes Holz, gehäkelte Deckchen, Leinenwäsche, Engelchen, weiche Sessel, Anrichten, Konsolentische
Fazit
Ob eigenhändig gehäkelte Kissenbezüge, Decken und Läufer; selbstgesägte Ornamente oder pastellfarbene Holzrahmen als Schaukasten – wer den Shabby Chic in sein Zuhause reinlässt, wird dem Zufall viel Raum geben müssen. Gemütlichkeit ist das Zauberwort: Wir lieben es, nach Hause kommen, durchatmen, einfach man selbst sein. Es muss nicht alles perfekt und stimmig sind. Es geht vielmehr um das Wohlgefühl und die Individualität. Das sind die größten und schönsten Herausforderungen beim Einrichten der eigenen Wohlfühloase.
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